Regine Hildebrandt, Illustration: Noa Snir
Illustration: Noa Snir

Regine
Hilde­brandt

Politikerin, 1941 – 2001

FrauenOrt in Eisenhüttenstadt 

Kompromisslos, witzig, schlagfertig. Regine Hildebrandt war Biochemikerin, Chorsängerin und eine Politikerin, die die Nachwendejahre in Brandenburg so nachhaltig mitgestaltet hat wie kaum jemand sonst.

Regine Hildebrandt 

1941 wurde Regine Radischewski in Berlin geboren. In ihrer Jugend engagierte sie sich in der Jungen Gemeinde statt in der FDJ und hätte deshalb fast keinen Studienplatz bekommen. Mit etwas Glück klappte es doch noch und sie studierte Biologie mit Schwerpunkt Biochemie. Im Anschluss arbeitete sie in der Medikamentenforschung, wurde stellvertretende Leiterin der Pharmakologischen Abteilung im VEB Berlin-Chemie und promovierte 1968.

Sie veröffentlichte wissenschaftliche Texte, heiratete 1966, bekam drei Kinder und war Mitgründerin und Sängerin der Berliner Domkantorei. 1978 wurde sie Bereichsleiterin in der Zentralstelle für Diabetes und Stoffwechselkrankheiten Berlin.

Politikerin der Nachwendejahre 

Ab 1989 engagierte sich Regine Hildebrandt in der Bürgerbewegung „Demokratie Jetzt“. Sie trat in die neu gegründete Sozialdemokratische Partei der DDR (SDP) ein und gehörte 1990 zur ersten frei gewählten Volkskammer der DDR. Im September 1990 wurde sie in Brandenburg Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen. Sie war seit 1990 auch Mitglied im SPD-Bundesvorstand und engagierte sich im Forum Ostdeutschland für die ost-west-deutsche Verständigung.

„Ich habe mich eigentlich nie für Politik interessiert. Das kam nur durch die Wende. Das war die Einsicht in die Notwendigkeit: Wenn nun etwas anders werden soll, müssen das auch andere Leute machen.“

Regine Hildebrandt (1)

Engagement für soziale Gerechtigkeit 

Regine Hildebrandt setzte sich gegen Gewalt und Rechtsextremismus und besonders für soziale Gerechtigkeit ein. Die Sanierung von Altenheimen und der Erhalt der ostdeutschen Polikliniken (Gesundheitszentren) standen auf ihrer Agenda, aber auch eine bessere Grundlagenforschung in der Krebsmedizin. Würdige Lebensumstände für Alte, Kranke und Schwache, für Menschen mit Behinderungen oder wenig Geld, diese Grundrechte wollte sie nicht nur auf dem Papier verwirklicht sehen.  

„Wir können uns stundenlang darüber unterhalten, dass in diesem System die Schwächeren unterjebuttert werden, det nützt jar nüscht – wir müssen wat dagegen tun!“

Regine Hildebrandt (2)

Unverblümt und unerschrocken

Regine Hildebrandt nahm kein Blatt vor den Mund. Schlagfertig und humorvoll sagte sie der Welt ihre Meinung und wurde so zu einer der beliebtesten und bekanntesten Politiker*innen gerade in Ostdeutschland. Sie hatte klare Werte und stand dafür auch ein.

1999, als die SPD in Brandenburg mit der CDU koalierte, trat sie zurück. Als sie später an Krebs erkrankte, ging sie auch damit offensiv um, gab Interviews, unterstützte die Hospizbewegung und forderte die Möglichkeit aktiver Sterbehilfe in Deutschland. Sie starb im Alter von 60 Jahren an Krebs. 


FrauenOrt von Regine Hildebrandt in Eisenhüttenstadt

Karl-Liebknecht-Straße 9, 15890 Eisenhüttenstadt,  Wohnstätte „Regine Hildebrandt“ für Menschen mit Beeinträchtigungen

52.14955°N, 14.63572°E / Google Maps / OpenStreetMap

Weiterführende Links, Literatur & Podcast

rbb-Podcast Clever Girls: rebellisch, feministisch, wegweisend

SPD Brandenburg

FemBio.Frauenbiographieforschung

Downloads

FrauenOrte Tafel von Regine Hildebrandt (PDF)


Fußnoten & Quellenangaben

  1. https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/regine-hildebrandt/
  2. https://gutezitate.com/autor/regine-hildebrandt