Illustration: Eva Feuchter
Illustration: Eva Feuchter

Maria
Marga­retha Kirch

Astronomin und Meteorologin, 1670 – 1720,
auch: Maria Margaretha Winckelmann-Kirch

FrauenOrt in Guben

Sonne, Mond, Planeten und Sterne. Maria Margaretha Kirch verbrachte ihr halbes Leben mit der Erforschung des Himmels. Sie schrieb Aufsätze über Sonnenflecken und Polarlichter und entdeckte einen bisher unbekannten Kometen.

Maria Margaretha Kirch

Der Himmel hatte es ihr angetan. Mit 22 Jahren heiratete die Pfarrerstochter Maria Margaretha den 30 Jahren älteren Astronomen Gottfried Kirch. Über Jahre hinweg beobachteten beide gemeinsam das Wetter und die Gestirne, unterstützt durch Gottfrieds Tochter aus erster Ehe und später auch durch die gemeinsamen Kinder.

Die Beobachtungen waren die Basis für die Berechnung von Kalendern, womit die Kirchs ihren Lebensunterhalt verdienten. Darin wurden Sonnenauf- und untergang, Stern- und Planetenbewegungen für das kommende Jahr berechnet – unentbehrlich für alle Gesellschaftsschichten und für die Navigation auf See.

„Zu Mittag bald nach elf Uhr fing ich an zu observiren. Ich am großen Quadr.[anten] oben. Christinchen unten mit den kleinen Quadranten, da ich ihr alle mal ein zeichen mit klopffen geben ließ wann ich eine Höhe hatte. Es war unbestendiger Sonnenschein mit Wolken.“

Maria Margaretha Kirch (1)

Maria Margaretha Kirch erstellte nicht nur Kalender. Sie forschte über Sonnenflecken, Polarlichter und Planeten und publizierte mehrere Aufsätze. Ihre größte Entdeckung jedoch veröffentlichte ihr Mann unter seinem Namen. 1702 hatte sie den Kometen C/1702 H1 entdeckt. Erst kurz vor seinem Tod stellte Gottfried Kirch dies offiziell richtig.

Wegbereiterin der Akademie der Wissenschaften

Im Jahr 1700 wurde Gottfried Kirch von der Kurfürstlich-Brandenburgischen Societät der Wissenschaften in Berlin als Astronom eingestellt. Dort sollte er Kalender erstellen, durch deren Verkauf sich die spätere Akademie der Wissenschaften finanzierte. Die nötigen Beobachtungen und Berechnungen machte die Familie Kirch weiterhin gemeinsam. Nach Gottfrieds Tod bewarb sich Maria Margaretha um seine Stelle. Doch trotz der Empfehlung des Direktors Gottfried Wilhelm Leibniz wurde sie abgelehnt. Eine Frau an der Kurfürstlichen Akademie, das war einfach undenkbar.

Berliner Sternwarte auf dem Marstall in der Dorotheenstadt, 1711

Einige Jahre später bekam dann Maria Margarethas Sohn Christfried die Stelle, Mutter und Schwester wurden offiziell als seine Assistentinnen geführt. Doch Maria Margaretha wurde bald vom Gelände verwiesen, da sie sich nicht genug im Hintergrund gehalten hätte.

Nach ihrem und Christfrieds Tod erstellten seine Schwestern Christine und Marie die Kalender – und zwar für die kommenden dreißig Jahre. Trotz des offiziellen Ausschlusses von Frauen haben Maria Margaretha Kirch und ihre Töchter über mehrere Jahrzehnte den Aufbau der Akademie der Wissenschaften mit ihren Kalenderberechnungen finanziert.

Maria Margarethe Kirch Phantasiezeichnung nach Elly Strick (2)

Frauenort in Guben

03172 Guben, zeitweiliger Lebensort von Maria Margaretha Kirch

51.94992°N, 14.71312°E / Google Maps / OpenStreetMap

Weiterführende Links & Literatur

Kulturring – Frauenpersönlichkeiten in Berlin Mitte

Berlingeschichte – Astronomenfamilie Kirch

Downloads

FrauenOrte Tafel von Maria Margaretha Kirch (PDF)



Fußnoten & Quellenangaben

  1. AAW Berlin, NL Kirch, Nr. 6: Beobachtungstagebuch Maria Margaretha Winkelmann von 1713, Bl. 8
  2. Bernd Rüdiger: Preußens berühmte Frauen. Tauchaer Verlag, 2007.

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