Mina
Witkojc
Dichterin und Aktivistin, 1893 – 1975
Mündlich, schriftlich, Wendisch. Mina Witkojc war Journalistin, Aktivistin und Dichterin der niedersorbischen Sprache und Kultur. Durch ihre Gedichte, Artikel und Übersetzungen formte sie auch die niedersorbische Schriftsprache im 20. Jahrhundert.
Zwischen zwei Welten
Mina Witkojc wuchs im Spreewald in Burg in zwei ungleichen Welten auf. Sie war ein uneheliches Kind der sorbischen/wendischen Magd Marjana Witkojc und des Gastwirts Fritz Pohlenz, der die Pohlenzschänke führte. Während ihre Mutter in Berlin arbeitete, wuchsen Mina und ihre Schwester Anna im ärmlichen Haus der Großmutter auf – waren aber auch in der wohlhabenden Gastwirtschaft des Vaters zu Hause. Nach der Volksschulzeit in Burg ging Mina nach Berlin, schlug sich mit Hilfstätigkeiten durch und begann, Gedichte in deutscher Sprache zu schreiben.
Dichtung in der (Groß-) Muttersprache
1921, mit 28 Jahren, traf Mina Witkojc im Spreewald mit Arnošt Muka zusammen, einem sorbischen Schriftsteller und Aktivisten für die sorbische Kultur. Dabei wurde ihr bewusst, dass auch ihre Muttersprache das Wendische / Niedersorbische war, die Sprache ihrer Mutter und Großmutter. Sie begann auf Niedersorbisch zu schreiben.
Als Journalistin und Chefredakteurin arbeitete sie in Bautzen/Budyšyn und Cottbus/Chóśebuz für den Serbski Casnik, die niedersorbische Wochenzeitung. In ihren Gedichten drückte sie die Verbundenheit mit der Heimat, dem Spreewald und dem sorbischen Volk aus, oft mithilfe von Naturbildern. Zusätzlich übersetzte sie slawische Literatur aus dem Tschechischen, Russischen und Obersorbischen ins Niedersorbische. Innerhalb weniger Jahre wurde sie zu einer der bedeutendsten Dichter*innen und Aktivist*innen für die niedersorbische Sprache und Kultur. Daneben ermutigte sie auch andere zum Schreiben – wie zum Beispiel ihre Freundin Marjana Domaškojc aus Zahsow/Cazow, die daraufhin niedersorbische Gedichte, Erzählungen und mehrere Theaterstücke in ihrer niedersorbischen/wendischen Muttersprache schrieb.
„Mein liebes Volk für dich werd / brennen und beten ich zu aller Zeit, auch wenn mich von hier längst schon / trennen die Ufer der Unendlichkeit.“
Mina Witkojc (1)
Exil
1931 verlor sie ihren Job bei der Zeitung, 1933 erhielt sie durch die nationalsozialistische Regierung Schreibverbot. Die sorbischen Sprachen wurden verboten. Mina ging zurück in ihren Geburtsort und verdiente ihren Lebensunterhalt als Tagelöhnerin in der Landwirtschaft. Sie schrieb und sprach weiter wendisch und erhielt 1941 ein Aufenthaltsverbot für die Lausitz.
1946 unterstützte Mina Witkojc den Wiederaufbau der Interessenvertretung der Sorben in Bautzen. In den Anfangsjahren der DDR wurden sorbische Aktivitäten jedoch zum Teil noch verfolgt, auch Mina Witkojc wurde kurzzeitig verhaftet. Daraufhin verließ sie die Lausitz und ging zu Verwandten nach Prag. Erst 1954 kehrte sie zurück nach Burg. Hier veröffentlichte sie noch einzelne Gedichte und Beiträge in der Nowy Casnik (Neuen Zeitung), sowie 1955 den Gedichtband „K swětłu a słyńcu“ („Zum Licht, zur Sonne“).
FrauenOrt Mina Witkojc in Burg/Spreewald
Haus der Begegnung, Am Bahndamm 12b, 03096 Burg/Spreewald, Geburtsort von Mina Witkojc
51.83281°N, 14.14494°E / Google Maps / OpenStreetMap
Kontakte vor Ort
Weiterführende Links & Literatur
Domowina Verlag: Leseproben aus „Echo aus dem Spreewald“
Downloads
FrauenOrte Tafel von Mina Witkojc (PDF)
Fußnoten & Quellenangaben
- Mina Witkojc: Sorbisches Volk I, 1923.