
Frieda
Glücksmann
Sozialpädagogin und Heimleiterin, 1890 – 1971
Voller Einsatz für Solidarität und Gemeinschaft. Frieda Glücksmann leitete in Lehnitz ein jüdisches Bildungs- und Erholungsheim. Von 1933 bis 1938 gestaltete sie hier einen zentralen Ort für jüdischen Widerstand, jüdische Selbstorganisation und Jugendarbeit.
Frieda Glücksmann
Sie wurde 1890 in Breslau geboren. Nach der Ausbildung zur Kindergärtnerin lernte sie in der Schweiz Französisch und legte in Berlin ihr Examen als Schulpflegerin und Jugendleiterin ab. Zurück in Breslau arbeitete Frieda Glücksmann als Dezernentin für Schulkinderfürsorge im städtischen Jugendamt. Sie heiratete, bekam drei Kinder und ließ sich später wieder scheiden. Der große Einschnitt kam in Breslau 1932: Die Nationalsozialisten erhielten die Mehrheit im Stadtparlament und entließen alle jüdischen Angestellten, darunter auch Frieda Glücksmann.
Neuanfang bei Berlin
In der Nähe von Oranienburg stand das 1900 gebaute „Jüdische Erholungsheim Lehnitz“ die meiste Zeit des Jahres leer. Die Jüdische Gemeinde Berlin übergab die Leitung 1933 an Frieda Glücksmann. Sie baute es in kurzer Zeit zu einem ganzjährigen Bildungs- und Vernetzungsort aus. Lehnitz wurde zu einem Zentrum jüdischer Selbstorganisation gegen die Politik des Naziregimes. Trotz behördlicher Überwachung und verschiedener Schikanen gelang es Frieda Glücksmann, das Haus bis 1938 offenzuhalten.
Jüdisches Erholungsheim Lehnitz
Frieda Glücksmann erweiterte das Konzept des Hauses. Zum Erholungsheim kamen ein Kinderheim und eine Tagungsstätte hinzu. Nun bot das Haus Raum für Veranstaltungen jüdischer Organisationen, von zionistischen Jugendtreffen bis zu pädagogischen Fachtagen.
Außerdem gründete sie eine Hauswirtschaftsschule, die jährlich bis zu 40 Schülerinnen aufnahm. Höhere Schulen und Universitäten durften sie nicht mehr besuchen und eine Ausbildung in Lehnitz diente vielen als Vorbereitung auf eine spätere Emigration. Neben Hauswirtschaft standen Pädagogik, Musik, Englisch, Hebräisch, deutsche Literatur und aktuelle Politik auf dem Stundenplan. 1935 wurde im ehemaligen Kohlenkeller des Hauses eine Synagoge eingeweiht, zu der an Feiertagen bis zu 140 Gäste kamen.
Während der Pogromnacht 1938 wurde das Haus angegriffen und die gesamte Inneneinrichtung zerstört. Die letzten Bewohner*innen flohen und der Ort musste aufgegeben werden. Frieda Glücksmann war zwei Monate zuvor mit ihren Kindern nach London emigriert.
Hier unterstützte sie jüdische Geflüchtete und versorgte Kriegsversehrte und Arbeiter*innen durch ein von ihr geführtes Restaurant. 1946 eröffnete sie eine internationale Herberge und leitete später ein Hotel in der Nähe von Bournemouth.
FrauenOrt Frieda Glücksmann in Oranienburg
Am Rondell, 16501 Oranienburg OT Lehnitz, Wirkungsstätte von Frieda Glücksmann
53°03’22.5″N 14°17’37.9″E / Google Maps / OpenStreetMap
Weiterführende Links & Literatur
Unser Lehnitz: Frieda Glücksmann und das Jüdische Erholungsheim Lehnitz
Unser Lehnitz: Frieda Glücksmann und das ‚Jüdische Erholungsheim Lehnitz’. Teil 2
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Aufsatz: Das ‚Jüdische Erholungsheim Lehnitz’ von Bodo Becker (PDF)