Frida Winckelmann
Lehrerin, Politikerin und Aktivistin, 1873 – 1943
Gleiche Bildung, gleiche Chancen, gleiche Rechte. Dafür machte Frida Winckelmann sich stark. Sie engagierte sich als Lehrerin und Schulleiterin, als Landtagsabgeordnete und schließlich im Widerstand gegen die Nationalsozialisten.
Frida Winckelmann
Als Tochter einer bürgerlichen Familie in Berlin erhielt Frida Winckelmann eine gute Bildung. Sie besuchte die höhere Mädchenschule, Lehrerinnen- und Oberlehrerinnenseminare sowie die Universität, die für Frauen eigentlich noch geschlossen war. (1) Mit 19 Jahren begann sie, selbst als Lehrerin zu arbeiten. Sie begeisterte sich für reformpädagogische Ideen, wie sie auch von Clara Grunwald und Gertrud Feiertag verbreitet wurden, und engagierte sich für eine bessere Bildung für alle.
Pädagogin und Schulleiterin
1911 kaufte Frida Winckelmann gemeinsam mit ihrer Schwester ein Haus in Birkenwerder. Hier eröffneten sie ein Landerziehungsheim, eine kleine Schule mit Internat, in der wohl bis zu sechzehn Schüler*innen lebten und lernten. Sie kamen aus bürgerlichen, teils aus sozial benachteiligten Familien, auch Kinder linker Genoss*innen und russischer Emigrant*innen waren dabei. Um die Schule zu finanzieren, arbeitete Frida Winckelmann zeitgleich als Lehrerin in Berlin.
„Ich bin sicher, wenn man es verstehe, auch im Schulunterricht das Gefühl der Selbsttätigkeit lebendig zu erhalten, (…) daß dann die Schule erst ihre Aufgabe erfüllen kann.“
Frida Winckelmann (2)
Das Haus war auch ein Treffpunkt und Zufluchtsort politisch Gleichgesinnter. Dazu gehörten zum Beispiel Karl und Sonja Liebknecht, sowie Hermann und Käte Duncker, deren Kinder hier unterrichtet wurden. Polizei und Behörden beobachteten die Schule argwöhnisch. 1922 wurde sie unter dem Vorwand der Verwahrlosung geschlossen.
Politikerin und Aktivistin
Frida Winckelmann trat zunächst in die SPD ein, später war sie im Spartakusbund, in der USPD und der KPD aktiv. Nach der Revolution 1918 gehörte sie für kurze Zeit dem Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung an und war an der Gründung der „Freien Hochschulgemeinde für Proletarier“ beteiligt.
Nach der Schließung der Schule in Birkenwerder ging sie nach Thüringen, wo sie 1927 für die KPD in den Landtag einzog. Hier versuchte sie, gerechtere Bildungschancen für alle zu schaffen. Sie ließ sich nicht von Rivalitäten zwischen den linken Parteien vereinnahmen, sondern machte sich dafür stark, gemeinsam gegen den Faschismus zu kämpfen.
Als die Regierung in Thüringen 1929 nach rechts rückte, kehrte Frida Winckelmann mit einigen Freund*innen nach Birkenwerder zurück. Gemeinsam engagierten sie sich für eine antifaschistische Einheitsfront, organisierten Veranstaltungen, verteilten Flugblätter und unterstützten Verfolgte.
1933 wurde Frida Winckelmann als Kommunistin verhaftet und das Haus enteignet. Sie wurde für ein halbes Jahr im Frauen-KZ Moringen inhaftiert. Auch hier blieb sie Lehrerin und unterrichtete heimlich ihre Mitgefangenen. Nach der Entlassung lebte sie in Berlin, unter anderem in der Hufeisensiedlung in Berlin Britz. Sie engagierte sich weiter im Widerstand, gemeinsam mit Freund*innen und Gleichgesinnten unterstützte sie jüdische Verfolgte und Angehörige politischer Gefangener. Frida Winckelmann starb 1943 nach längerer Krankheit.
FrauenOrt Frida Winckelmann in Birkenwerder
Bergallee 1, 16547 Birkenwerder, ehemalige Schule und Wohnhaus von Frida Winckelmann
52.68986°N, 13.28560°E / Google Maps / OpenStreetMap
Weiterführende Links & Literatur
Broschüre der Berliner Initiative „Hufeisern gegen rechts“ über Frida Winckelmann
Stange, Heike 2006: Zwischen Eigensinn und Solidarität: Frida Winckelmann, in: Gelebte Ideen. Sozialisten in Thüringen. Hg. von Mario Hesselbarth u.a., Jena.
Stange, Heike 2003: Die parlamentarische Arbeit von Frauen in Thüringen und ihre politischen Biographien, in: „Jetzt endlich können die Frauen Abgeordnete werden!“ Thüringer Parlamentarierinnen und ihre Politik. Hg. Thüringer Landtag, Weimar & Jena.
Stolperstein für Frida Winckelmann in der Malchiner Str. 47, 12359 Berlin-Britz
Downloads
FrauenOrte Tafel von Frida Winckelmann (PDF)
Fußnoten & Quellenangaben
- Offiziell wurden Frauen in Preußen erst 1908 zum Studium zugelassen. Vorher besuchten einige als Gasthörerinnen die Universität – neben Frida Winckelmann zum Beispiel auch Elise Taube und Emilie Winkelmann.
- Heike Stange: Zwischen Eigensinn und Solidarität: Frida Winckelmann (1873–1943), S. 460. In: Mario Hesselbarth, Eberhart Schulz, Manfred Weißbecker (Hrsg.): Gelebte Ideen. Sozialisten in Thüringen. Biographische Skizzen. Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen, Jena 2006, ISBN 3-935850-37-9, S. 458–464.