Erna
Kretschmann
Naturschützerin, Pazifistin und Politikerin, 1912 – 2001
Für die Natur und gegen den Krieg. Erna Kretschmann gehörte zu den Aktivistinnen des Umweltschutzes und der Friedensarbeit in der DDR. Gemeinsam mit ihrem Mann gründete sie das Haus der Naturpflege in Bad Freienwalde und entwickelte das Symbol der Naturschutz-Eule mit.
Erna Kretschmann
Erna Scherff wurde 1912 bei Stettin geboren. Sie besuchte das Lyzeum und machte eine Ausbildung als Kindergärtnerin, heiratete ein erstes Mal und bekam zwei Kinder.
Ende der 1930er-Jahre lernte sie Kurt Kretschmann kennen, den sie 1942 per Ferntrauung heiratete. Sie zog nach Bad Freienwalde, Kurt war inzwischen als Sanitäter an der Front. Während eines Heimaturlaubs 1945 desertierte er. Erna Kretschmann versorgte und unterstützte ihn, während er sich zweieinhalb Monate in einem Erdloch unter einer Gartenlaube versteckte.
Naturschutz zum Anfassen …
Nach dem Krieg engagierten sich beide gemeinsam für Frieden und Naturschutz. Erna Kretschmann trat in die KPD ein und wurde Kreisrätin für Volksbildung, später Bezirkssekretärin im Kulturbund und arbeitete zum Schluss als Buchhändlerin.
1950 und 1951 reisten Erna und Kurt mit einer Naturschutzausstellung in einem alten Möbelwagen quer durch Brandenburg. Sie entwickelten das Symbol der Naturschutz-Eule und bauten einen leerstehenden Bauernhof an der Müritz gemeinsam mit Karl Bartels, zuständiger Kreisbeauftragter für Naturschutz, zu einer Lehrstätte für Naturschutz aus.
Ihr Ziel war es, Naturschutz erlebbar und umsetzbar zu machen. Deshalb gehörten gemeinschaftliche Aktionen in Städten und Dörfern, wie Heckenpflanzungen und Tipps für den naturnahen Garten, schon früh zu ihrem Programm.
… in der DDR
Erna und Kurt Kretschmann glaubten an den Aufbau eines besseren Staates in der DDR. Sie arbeiteten viel mit öffentlichen Stellen zusammen, aus Überzeugung handelten sie aber auch oft unkonventionell und ohne staatliche Erlaubnis. Und obgleich sie Anerkennung in Form diverser Ehrenabzeichen erhielten, wurden sie zugleich vom Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) beobachtet.
Die beiden waren überzeugt, dass Naturschutz keine Ländergrenzen kennen dürfe. Sie luden Naturschützer*innen aus anderen Ländern zu Vorträgen ein, hielten Kontakt mit Kulturschaffenden wie Eva Strittmatter und verschickten Kranichküken zur Auswilderung nach Westdeutschland.
Das Haus der Naturpflege
1960 ließen sich Erna und Kurt Kretschmann in Bad Freienwalde nieder. Auf dem Gelände, auf dem sich Kurt als Deserteur versteckt hatte, bauten sie ein hölzernes Blockhaus als Wohngebäude und gründeten das „Haus der Naturpflege“ – noch heute ein wichtiger Ort des Naturschutzes in Brandenburg.
Hier organisierten sie Veranstaltungen und empfingen Gäste aus Wissenschaft, Kultur und Kirche. Hier setzten sie auch ihre Vorstellung von einem ressourcenschonenden Leben um. Mit eigenem Garten, Humusaufbau durch Mulchen, Komposttoilette und vegetarischer Ernährung.
FrauenOrt Erna Kretschmann in Bad Freienwalde
Haus der Naturpflege, Dr.-Max-Kienitz-Weg 2, 16259 Bad Freienwalde, Lebens- und Wirkungsort von Erna Kretschmann
52.78107°N, 14.02170°E / Google Maps / Open StreetMap
Weiterführende Links, Literatur & Podcast
Haus der Naturpflege: Erna und Kurt Kretschmann
rbb-Podcast: Clever girls – rebellisch, feministisch, wegweisend