Emilie
Winkelmann
Architektin, 1875 – 1951
FrauenOrt in Potsdam
Hörspaziergang
Von der Zimmerin zur Bauingenieurin. Emilie Winkelmann war Deutschlands erste selbstständige Architektin. Mit bis zu 15 Angestellten, gewonnenen Preisen und vielen gebauten Häusern, die heute unter Denkmalschutz stehen.
Emilie Winkelmann
Emilie Winkelmann wurde 1875 in Aken bei Dessau geboren. Ihr Großvater war Bauunternehmer. Emilie half früh in seinem Betrieb mit, sie lernte das Zimmererhandwerk und fertigte Zeichnungen für Neu- und Umbauten an. Später arbeitete sie in Architekturbüros in Berlin, Dortmund und Bochum.
Das Frauenstudium war noch Zukunftsmusik, deshalb schrieb sie sich 1902 als „E. Winkelmann“ an der Technischen Hochschule Hannover ein und studierte vier Jahre lang Architektur. In den Vorlesungen wurde sie für eine Gasthörerin gehalten und niemandem fiel auf, dass unter der Abkürzung „E.“ kein Emil, sondern eine Emilie immatrikuliert war. Erst zur Abschlussprüfung flog sie auf und wurde nicht zum Staatsexamen zugelassen.
Erste selbstständige Architektin Deutschlands
Emilie Winkelmann ging nach Berlin – ohne Abschluss, aber hoch qualifiziert. Hier gewann sie in einem Wettbewerb den ersten Preis. Ausgeschrieben war ein Theater mit mehreren Sälen, viele Menschen sollten gleichzeitig in einen Saal hinein und aus einem anderen herauskommen. Emilie Winkelmann löste das Problem durch eine doppelläufige Treppe. Das war beispielhaft für ihre Planungen: Sie nahm die Funktion der Häuser ernst und baute immer für die gute Benutzbarkeit der Räume.
Mit dem Preis in der Tasche eröffnete sie 1907 als erste selbstständige Architektin in Deutschland ihr eigenes Büro. Auf das Theater folgten weitere Aufträge. Sie plante Mietshäuser, Fabriken und Villen und beschäftigte bis zu 15 Angestellte, darunter viele Frauen.
Auf dem Land baute und modernisierte sie Gutshäuser zwischen Bielefeld und Pommern. Sie wurde in einem Atemzug mit berühmten Architekten wie Alfred Messel oder Hermann Muthesius genannt und 1928 in den Bund deutscher Architekten aufgenommen. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten endete ihre Karriere, da sie nicht bereit war, in die Partei einzutreten.
Bauen für die Emanzipation
Emilie Winkelmann war feministisch interessiert und vernetzt, sie blieb unverheiratet und würde sich heute vielleicht „queer“ oder „lesbisch“ nennen. Sie traf sich im Lyceum-Club mit Vertreterinnen der bürgerlichen Frauenbewegung, von denen sie auch einen Teil ihrer Aufträge erhielt. Dazu gehörte ein Studentinnen-Wohnheim (heute Ottilie-von-Hansemann-Haus) in Berlin-Charlottenburg sowie das Wohnhaus „Haus in der Sonne“ für alleinstehende Frauen im Ruhestand im heutigen Potsdam-Babelsberg.
Hörspaziergang auf den Spuren von Emilie Winkelmann
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Start & Endpunkt
52.39901°N, 13.10853°E
vor dem „Haus in der Sonne“, Hermann-Maaß-Straße 18
Zwischenstationen
Behringstraße
Rosa-Luxemburg-Straße 13
Sauerbruchstraße
Wenn du die Audiodatei startest, bekommst du immer wieder Weganweisungen. Weil das Lauftempo sehr unterschiedlich sein kann, landest du eventuell später an der nächsten Abbiegung als die Erzählerin.
Halte ggf. die Wiedergabe der Audiodatei an, bist du am benannten Wegpunkt angekommen bist. Lass dich bis dorthin von deinem eigenen Tempo und deiner Umgebung leiten.
Die Wege sind auch auf der Karte zum Hörspaziergang einzeichnet. Der Hörspaziergang geht über Gehwege und beinhaltet keine Treppen oder große Steigungen.
Und jetzt viel Spaß mit Irma, einer alten Freundin von Emilie, und Henni, einer Bauzeichnerin, die bei Emilie arbeitet!
FrauenOrt Emilie Winkelmann in Potsdam
Gedenktafel vor Ort: Hermann-Maaß-Straße 18/20, 14482 Potsdam-Babelsberg
52.39901°N, 13.10853°E / Google Maps / OpenStreetMap
Weiterführende Links & Literatur
Die Architektinnen: Emilie Winkelmann
Hannoversche Allgemeine Zeitung: Die Architektin ohne Examen
Aktuelles Projekt an der FH Potsdam: Die Architektin Emilie Winkelmann
Downloads
Aufsatz: Die Frau von heute wird älter: Das „Haus in der Sonne“ (PDF)