Johanna
Just
Gründerin und erste Direktorin einer Mädchen-Berufsschule, 1861 – 1929
Frauenpower für Frauenbildung. Johanna Just gründete 1889 gemeinsam mit ihrer Schwester und ihrer Mutter eine Hauswirtschaftsschule, die sie im Laufe weniger Jahre zu einer modernen Berufsschule für Mädchen und junge Frauen weiterentwickelten.
Johanna Bertha Just …
… und Laura und Margareta müsste es eigentlich heißen. Denn die 1861 geborene Fabrikantentochter Johanna Just gründete 1889 gemeinsam mit ihrer Mutter Laura und der jüngeren Schwester Margareta eine Hauswirtschaftsschule in Hirschgarten bei Köpenick. Dort erhielten wohlhabende junge Frauen ein halbes oder ganzes Jahr Unterricht in Haushaltsführung.
Zusätzlich zum Nähen, Schneidern, Waschen und Kochen gab es Vorlesungen in Kunst- und Literaturgeschichte und auf Wunsch Musikunterricht. Die Schülerinnen lernten auch den Umgang mit neuen Hauswirtschaftsgeräten wie Näh- und Waschmaschinen. Damit traf die Schule einen Nerv der Zeit und wurde schnell vom unternehmerischen Risiko zum Erfolg.
Berufsbildung für Frauen
Nur fünf Jahre später zog die Schule nach Potsdam und wurde dort zu einer Frauengewerbe-, Haushaltungs- und Kochschule. Jetzt konnten Frauen hier einen Beruf in den Bereichen Hauswirtschaft, Schneiderei und Wäscherei erlernen oder Gewerbelehrerinnen werden. Der moderne Unterrichtsplan umfasste auch Betriebsbesichtigungen, Praktika, Sport-, Mathematik- und Grammatikunterricht.
Es muss ein echtes Frauen-Power-Institut gewesen sein. Neben der Mutter und den zwei Schwestern unterstützte Kaiserin Auguste Victoria das Projekt. Und auch Johannas „Arbeits- und Lebensgefährtin“ (1), die Lehrerin Gertrud Behrendsen, war über viele Jahre am Schulaufbau beteiligt.
1904 erreichte Johanna Just eines ihrer Ziele, die Schule wurde als dritte preußische Handels- und Gewerbeschule für Mädchen mit Lehrerinnenbildungsanstalt verstaatlicht und damit finanziell abgesichert. Johanna wurde Direktorin, ihre Schwester Margareta und Gertrud Behrendsen blieben Teil des Kollegiums. 1908 erhielt die Schule ein neues Schulgebäude in der heutigen Berliner Straße 114/115. Dort befindet sich aktuell das Oberstufenzentrum „Johanna Just“ Potsdam.
Vernetzung und Vereinheitlichung
Johanna Just vernetze Alumni und Lehrerschaft, tauschte sich mit Fachschulen in Hamburg und Königsberg aus und hielt über viele Jahre den Kontakt zu ehemaligen Schülerinnen. Mit dem Kollegium machte sie sich für Qualitätsstandards in der Mädchenbildung stark und erarbeitete Lehrpläne für die Ausbildung von Gewerbelehrerinnen. Auf dieser Grundlage wurden 1907 erstmals einheitliche Vorschriften erlassen.
„Einem jeden ernsten Streben ist Kampf beschieden, und es ist daher selbstverständlich, daß auch unsere Arbeit nicht immer den erhofften Erfolg erzielt, sondern gar oft bittere Enttäuschungen mit sich brachte. Die Liebe zur Jugend aber und die Freude, an den uns anvertrauten jungen Menschen Bildungs- und Erziehungsarbeit leisten zu können, ließ den Mut niemals sinken!“
Johanna Just (2)
FrauenOrt Johanna Just in Potsdam
Oberstufenzentrum „Johanna Just“, Wirkungsort von Johanna Just
Berliner Straße 114/115, 14467 Potsdam
52.40908°N, 13.07756°E / Google Maps / OpenStreetMap
Weiterführende Links & Literatur
Podcast vom Frauenwahllokal (auf Spotify)
Downloads
FrauenOrte Tafel von Johanna Just (PDF)
Fußnoten & Quellenangaben
- vergl. https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/johanna-just, abgerufen am 02.12.2022
- Johanna Just in der Festschrift zum 25-jährigen Bestehen der Staatlichen Handels- und Gewerbeschule für Mädchen zu Potsdam am 1. April 1929. Potsdam 1929, S. 3. (Archiv OSZ „Johanna Just“).