Käthe
Pietschker
Stifterin des Werner-Alfred-Bades in Potsdam, 1861 – 1949
Vernetzt, aktiv, engagiert. Der Terminkalender der großbürgerlichen Ehefrau und Mutter war gut gefüllt. Sie engagierte sich ehrenamtlich, gründete eine Bücherei, stiftete ein Schwimmbad und organisierte kulturelle Veranstaltungen im eigenen Haus.
Käthe Pietschker
Sie war eine Tochter des Erfinders und Elektrokonzern-Gründers Werner von Siemens. Als sie geboren wurde, war er bereits zu Geld gekommen und sie wuchs in einem großbürgerlichen Haushalt auf. Käthe war im christlichen Glauben verwurzelt und mit 23 Jahren heiratete sie den Bornstedter Pfarrer Karl Pietschker. Sie erhielt eine großzügige Mitgift, zusätzlich ließ der Vater eine repräsentative Villa für sie bauen, in die die Familie später umzog.
Als Pfarrersfrau kümmerte sich Käthe Pietschker um die standesgemäße Führung des Haushalts und um soziale Belange. In der Villa Siemens in der heutigen Gregor-Mendel-Straße 21/22 in Potsdam organsierte sie Lesungen, Vorträge und Hauskonzerte. Sie gründete eine Bücherei für die Gemeinde und unterstützte über viele Jahre hinweg das Kaiser-Friedrich-Kinderheim in Bornstedt – eine Krippe mit Kindergarten für Kinder arbeitender Mütter. Hier war sie ehrenamtlich im Vorstand tätig und engagierte sich auch finanziell.
Engagement als Trauerbewältigung
1887 war Käthes erster Sohn geboren worden. Werner Alfred Pietschker kam nach dem erfindungsreichen Großvater, er interessierte sich für Technik und die in den Kinderschuhen steckende Fliegerei. Seinen Flugzeugführerschein erwarb er in Berlin, über Potsdam schimpfte er, es sei so zurückgeblieben, dass es noch nicht einmal eine anständige Badeanstalt habe.
1911 verunglückte er beim Probeflug mit einem selbst konstruierten Flugzeug. In Gedenken an ihn – und sicher auch als Trauerarbeit – ließ Käthe Pietschker für Potsdam nun eine „anständige“ Badeanstalt bauen. Sie stiftete der Stadt das von Paul Baumgarten entworfene Werner-Alfred-Bad mit Schwimmbecken, Badewannen, Duschen und Trinkwasser-Ausschank.
Nachdem ihr jüngster Sohn Arnold zu Beginn des Ersten Weltkrieges in Frankreich starb, richtete Käthe Pietschker ein Genesungsheim für Kriegsverletzte ein. Die Freimaurer-Loge „Teutonia zur Weisheit“ stellte ihr ein Haus zur Verfügung, sie übernahm die Ausstattung, die wirtschaftliche Leitung und die Kosten für die Pflege der Verletzten.
„Und wenn ich auch nichts mehr tun kann, so kann ich wenigstens noch ein Beispiel an Zuversicht und unerschütterlichem Gottvertrauen sein.“
Käthe Pietschker (2)
FrauenOrt Käthe Pietschker in Potsdam
Werner-Alfred-Bad, Hegelallee 23, 14469 Potsdam, Ort ihrer Volksbad-Stiftung
52.38399°N, 13.03610°E / Google Maps / OpenStreetMap
Weiterführende Links & Literatur
Fliegergräber: Werner Alfred Pietschker
Downloads
Brief des Magistrats der königlichen Residenzstadt Potsdam (PDF)
FrauenOrte Tafel von Käthe Pietschker (PDF)
Fußnoten & Quellenangaben
- Foto vom Hallenschwimmbad im Werner-Alfred-Bad in der Hegelallee, um 1930, Verlag Ernst Eichgrün, Potsdam
- Käthe Pietschker: Aus meinem Leben. Hamburg, ohne Jahr (1945), S. 101.