Clara Grunwald, Illustration: Noa Snir
Illustration: Noa Snir

Clara
Grunwald

Reformpädagogin, 1877 – 1943

FrauenOrt in Fürstenwalde

Lehrerin mit Herz und Überzeugung. Clara Grunwald engagierte sich gegen Bildung als Drill. Sie war eine der führenden Kräfte, die sich in den Zwanzigerjahren für die Verbreitung der Montessori-Pädagogik in Deutschland einsetzten.

Reformpädagogin

Clara Grunwald wurde 1877 in Rheydt, einem heutigen Stadtteil von Mönchengladbach, geboren. In Berlin absolvierte sie eine Lehrerinnenausbildung und arbeitete an verschiedenen Mädchenschulen. Schon in dieser Zeit erprobte sie mit Erfolg alternative Lehrmethoden wie den Verzicht auf Schulnoten.

Um 1913 kam sie erstmals mit der Montessori-Pädagogik in Berührung und war begeistert. Diese neuen Ansätze, das war doch die Lösung! Freiheit und Selbstentfaltung statt Drill und Strafe. Das schien ihr, könnte das Bildungswesen erneuern und zugleich die sozialpolitischen Probleme der Zeit lösen.

Ab 1919 engagierte sich Clara Grunwald unermüdlich für die „Neue Pädagogik“. Sie reiste durch Deutschland und hielt Vorträge, sie schrieb mehrere Bücher, eröffnete Kinderhäuser und Schulen, setzte sich bei Politiker*innen für die Reformpädagogik ein, organisierte einen Vortrag von Maria an der Berliner Universität und gründete 1925 die Deutsche Montessori Gesellschaft. Heute gilt Clara Grunwald als zentrale Figur der frühen Montessori-Bewegung in Deutschland.

„Ich gab mir Mühe [in den Montessori-Häusern], solche Verhältnisse zu schaffen, durch die sich ein soziales Leben, gegenseitige Hilfe von selbst ergaben und notwendig wurden. Das geht aber nur, wenn viele Kinder zusammen sind.“

Clara Grunwald (1)

Berufsverbot und Deportation

Clara Grunwald war als junge Frau aus der jüdischen Gemeinde ausgetreten. 1933 trat sie ihr aus Protest gegen die Repressalien der Nazis wieder bei. Sie erhielt als jüdische Lehrerin Berufsverbot, sämtliche Montessori-Einrichtungen wurden geschlossen und die Montessori-Pädagogik verboten. Clara Grunwald unterrichtete nun zum Teil heimlich und unterstützte jüdische Menschen bei der Flucht ins Ausland.

1941 zog sie mit ihrer Freundin, der Fotografin Charlotte Joël, nach Neuendorf bei Fürstenwalde. Ihre ehemalige Pflegetochter leitete dort mit ihrem Mann eine Ausbildungsstätte für jüdische Jugendliche, die allerdings 1941 in ein Zwangsarbeiterlager umgewandelt wurde. Clara Grunwald unterrichtete hier bei Waldspaziergängen oder Gesprächen, denn der schriftliche Unterricht war verboten worden. Bei Bedarf schrieben Lehrerin und Schüler*innen mit Stöckchen in den Sand.

„Mein Gefühl für jedes Einzelschicksal ist rege, wie es von Kindheit an bei mir sehr stark war, so stark, dass ich manchmal empfand, ich lebte viele Leben, in Freud und Leid, nicht nur das meine …“

Clara Grunwald (2)

Im April 1943 wurden alle noch in Neuendorf lebenden Jüdinnen und Juden deportiert. Darunter auch Charlotte Joël und Clara Grunwald. Sie wurden 1943 in Auschwitz ermordet.


FrauenOrt Clara Grunwald in Fürstenwalde

Bahnhofsgebäude, Am Bahnhof 1, 15517 Fürstenwalde, Ort der Deportation von Clara Grunwald 1943

52.36648°N, 14.06011°E / Google Maps / OpenStreetMap

Weiterführende Links & Literatur

Portal rheinisches Geschichte

Niedersächsisches Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung

Clara-Grunwald-Schule in Hamburg

Downloads

FrauenOrte Tafel von Clara Grunwald (PDF)


Fußnoten & Quellenangaben

  1. Brief von Clara Grunwald an Margarethe Lachmund, 27. Dezember 1941. Leo Beck Institute, AR 7014, Clara Grunwald Collection, Box 1, Folder 1.
  2. „Und doch gefällt mir das Leben.“ Die Briefe der Clara Grunwald 1941 bis 1943. Leipzig 2015.

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