Caroline
von Labes
Selbstbestimmte Gutsherrin, 1730 – 1810
Energisch, streng und sparsam. Die Tochter eines Bankiers hielt das Geld zusammen. Als Gutsherrin investierte sie, was nötig war, als Großmutter verlangte sie Fleiß und Sparsamkeit. Selbst ihr Erbe schützte sie testamentarisch vor möglicher Verschwendung.
Caroline Marie Elisabeth von Labes
Caroline wurde als Tochter eines Bankiers in Berlin geboren. 23-jährig heiratete sie den kränkelnden Michael Gabriel Fredersdorf. Dieser war 22 Jahre älter als sie und galt als engster Vertrauter und zeitweiliger Geliebter des preußischen Königs Friedrich II. Carolines Enkel schrieb später, es sei eine Ehe gewesen, „in welcher meine Großmutter wenn gleich als Jungfrau unter tausend Kümmernissen, doch unter (…) seliger Freyheit, Uebereinstimmung und innerer Heiterkeit“ (1) lebte. Ihr Mann starb nach vier Jahren Ehe und vererbte ihr das Gut Zernikow.
Resolute Großmutter
Nach einer zweiten, auf ihr Bestreben hin schnell geschiedenen Ehe heiratete Caroline schließlich Hans von Labes. Sie bekam eine Tochter und einen Sohn. Die Tochter starb kurz nach der Geburt ihres zweiten Kindes. Caroline von Labes war zu dem Zeitpunkt etwa 50 Jahre alt. Sie nahm die beiden Enkelsöhne zu sich, einer von ihnen war Ludwig Achim von Arnim, der später als romantischer Dichter von sich reden machte.
Nach seinen Beschreibungen war die Großmutter sparsam, resolut und streng. Zwar unterstützte sie die Enkel finanziell, aber wohl doch nur mit dem Nötigsten. Und noch in ihrem Testament legte sie fest, dass ihr Vermögen nicht veräußert werden dürfe. Die Enkel sollten Gut Zernikow zwar bewirtschaften und von den Erträgen leben können, der Verkauf war ihnen jedoch untersagt.
„Ich liebe allen nützlichen Aufwand, so zu einem anständigen Leben und nach einem ansehnlichen Vermögen gehöret, dagegen ich alle unnütze Verschwendung hasse.“
Caroline Marie Elisabeth von Labes (2)
Strenge Gutsherrin
Seit dem Tod ihres ersten Mannes war Caroline von Labes Gutsherrin in Zernikow. Sie soll das Anwesen mit strenger Hand geführt haben. Doch auch soziales Engagement gehörte zur Gutsherrschaft dazu. Im ehemaligen Seidenbauhaus richtete sie ein Hospital für Arme, Kranke und Arbeitsunfähige ein und ließ die Kirche in Zernikow ausbauen. Hospital und Kirche bedachte sie auch in ihrem Testament.
Als Gutsbesitzerin war sie im 18. Jahrhundert übrigens keine Ausnahme, es gab zu dieser Zeit mehr Frauen als Männer, die ihren eigenen Hof führten (3).
FrauenOrt Caroline von Labes in Zernikow
Fredersdorffsches Erbbegräbnis, Zernikower Straße 43, 16775 Zernikow, Lebens- und Wirkungsort von Caroline von Labes
53.09008°N, 13.09045°E / Google Maps / OpenStreetMap
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FrauenOrte Tafel von Caroline von Labes (PDF)
Fußnoten & Quellenangaben
- Ludwig Achim von Arnim: „Großmutter von Labes“, S. 28), in: A. v. Arnim, B. v. Arnim, C. Brentano: Anekdoten die wir erlebten und hörten. Göttingen 2003, S. 23-30.
- Caroline von Labes in: Hildegard Baumgart: Die Große Mutter Carolina von Labes. Das Leben der Großmutter Achim von Arnims. Karwe 2017, S. 34
- Eva Rulffes: Die Erfindung der Hausfrau – Geschichte einer Entwertung. Hamburg 2021, S. 78.