Else
Weil
Ärztin, 1889 – 1942
Studentin, Geliebte und literarisches Vorbild. Else Weil wurde als Medizinstudentin zur Inspiration für eine Erzählung über Rheinsberg, die bis heute bekannt ist. Und zwar auch deshalb, weil Else Weil eine bemerkenswerte, emanzipierte Frau war.
Else Weil
Die Ärztin Else Weil wurde 1889 in Berlin geboren. Weit bekannter wurde sie jedoch unter dem Namen Claire – als Hauptfigur in Kurt Tucholskys Erzählung „Rheinsberg. Ein Bilderbuch für Verliebte“. Else Weil, Medizinstudentin in Berlin, war 1911 für einige Tage mit Kurt Tucholsky nach Rheinsberg gefahren. Der romantische Ausflug des unverheirateten Paares, damals noch eine unerhörte Sache, wurde die Grundlage für Tucholskys Erzählung.
Die Hauptfigur Claire war Else Weil nachempfunden. Als selbstbewusste, unabhängige und zielsichere Frau verkörperte sie ein sensationell neues Frauenbild, das auch die Leser*innen begeisterte. Das Büchlein wurde ein Riesenerfolg. 1920 heirateten Else Weil und Kurt Tucholsky und lebten für etwa vier Jahre zusammen.
Else Weil als Ärztin
Else Weil war 1910 eine der ersten ordentlich immatrikulierten Medizinstudentinnen in Preußen. Ihre Promotion schrieb sie bei Karl Bonhoeffer über Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Anschließend arbeitete sie in der Hebammenausbildung am Urbankrankenhaus und als Assistenzärztin in der Gynäkologischen Klinik der Charité.
Von 1917 bis 1923 war sie als niedergelassene Ärztin tätig. Ganz passend war der Beruf vielleicht nicht für sie, denn sie gab die Praxis auf und arbeitete mehrere Jahre als Privatsekretärin in verschiedenen Firmen. Erst 1932 begann sie, wieder als Ärztin zu praktizieren.
Flucht und Deportation
Als Jüdin wurde Else Weil 1933 die kassenärztliche Zulassung und 1938 die Approbation entzogen. Sie floh nach Frankreich. In Paris traf sie einen alten Bekannten, den Chemiker Friedrich Epstein wieder, mit dem sie fortan zusammenlebte. Nach dem Einmarsch der Deutschen flohen beide in die unbesetzte Zone, wo sie mehrmals kurzzeitig verhaftet wurden. Sie schmiedeten Pläne für eine Heirat und für die weitere Flucht in die USA. Umsetzen konnten sie sie nicht mehr.
1942 wurde Else Weil festgenommen und im Lager Les Milles gefangen gehalten. Friedrich Epstein und die befreundete Familie Levy versuchten verzweifelt, sie zu retten, jedoch ohne Erfolg. Im selben Jahr wurde sie ins Sammellager Drancy und dann nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Sie wurde 1942 in Auschwitz ermordet.
FrauenOrt Else Weil in Rheinsberg
Ratskeller Rheinsberg, Markt 1, 16831 Rheinsberg, Ort ihres Wochenendausflugs und der literarischen Inspiration im Jahr 1911
53.09915°N, 12.89153°E / Google Maps / OpenStreetMap