Marie Goslich, Illustration: EL BOUM
Illustration: EL BOUM

Marie
Goslich

Fotografin, Journalistin und Malerin, 1859 – 1938
auch: Marie Kuhls, Marie Kuhls-Goslich

FrauenOrt in Schwielowsee

Text und Bild, Licht und Schatten, Menschen und Landschaften. Marie Goslich war Journalistin, Malerin und Fotografin, eine der ersten Frauen, die in Deutschland selbst mit einer Platten­kamera durch die Gegend zog, um ihre Artikel zu bebildern.

Marie Eva Elwine Goslich

Marie wurde in einem wohlhabenden Haushalt in Frankfurt (Oder) geboren. Mit Mitte zwanzig zog sie nach Berlin und arbeitete zunächst als Lehrerin. Mit knapp 40 begann sie, Artikel in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften zu veröffentlichen. Beim Berliner Lette-Verein, der die Erwerbstätigkeit von Frauen förderte, lernte sie das Fotografieren. Fortan zog sie mit einer schweren Plattenkamera und Stativ durch die Landschaft und bebilderte ihre Artikel selbst.

Journalistin und Fotografin

Marie Goslich fotografierte Landschaften, Berliner Innenhöfe, Gassen und Straßen, Menschen aller Schichten, im Alltag und bei der Arbeit. Sie bezog Stellung zu politischen Themen, schrieb Ratgeberkolumnen für Hausfrauen und Artikel zu Sport und „Körperkultur“. Ihre Fotos wirken noch heute modern und künstlerisch.

Marie Goslich experimentierte mit verschiedenen Objektiven und Blenden, sie nutzte starke Kontraste und reduzierte die Tiefenschärfe. Die Motive zeigen die Realität der Zeit, ohne zu dramatisieren. Bürgerliche Frauen, Bäuerinnen, Straßenverkäufer, Bettler und ruhende Trinker am Straßenrand, die Menschen sind ein selbstverständlicher Teil der Gesellschaft und der Landschaft.

Ein geretteter Schatz

Marie Goslich pendelte zwischen Berlin und Geltow am Schwielowsee. Viele Sommer verbrachte sie im Gasthaus Baumgartenbrück bei der befreundeten Familie Herrmann. Hier rettete Lieselotte Herrmann rund 410 gläserne Negative von Marie Goslich über die Kriegs- und Nachkriegszeit.

Es heißt, sie habe die 13x18cm großen Platten am Ende des Krieges vergraben, so wie die Nachbar*innen ringsum ihr Silber und Porzellan. Viele Jahre später sorgten ihr Sohn Albrecht Herrmann und Dr. Krystyna Kauffmann für die Wiederentdeckung der Fotopionierin.

Leben und Sterben

Marie Goslich lebte selbstbestimmt und unabhängig. Mit 50 Jahren heiratete sie den politisch engagierten Schriftsteller Karl Kuhls und adoptierte seinen unehelichen Sohn. Die Familie zog nach Potsdam, nach einigen Jahren wurde die Ehe geschieden. Später lebte Marie Goslich in Geltow. Mit 78 Jahren wurde sie in die Landesirrenanstalt Brandenburg-Görden eingewiesen, vielleicht aufgrund einer demenziellen Erkrankung.

1938 wurde sie nach Obrawalde verlegt, ob sie dort aus Altersgründen starb oder im Rahmen der gerade beginnenden Euthanasieprogramme getötet wurde, ist bisher nicht bekannt.


FrauenOrt Marie Goslich in Schwielowsee

Baumgartenbrück 4/5, 14548 Schwielowsee OT Geltow

52.35887°N, 12.96372°E / Google Maps / Open Streetmap

Weiterführende Links & Literatur

Homepage Marie Goslich

Arbeiterfotografie: Marie Goslich

Aufsatz: Marie Goslich – Schreibmaschine und Kamera in der konservativen Frauenbewegung

Downloads

FrauenOrte Tafel von Marie Goslich (PDF)