Elise
Taube
Ärztin und Psychiaterin, 1861 – 19**
Intelligent und zielstrebig. Elise Taube ließ sich weder von Zugangsbeschränkungen noch von gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen beschränken. Drei Jahre vor Zulassung des Frauenstudiums wurde sie die erste promovierte Medizinerin an der Universität Berlin.
Elise Taube
Elise Taube wurde 1861 in einer wohlhabenden Familie in Finsterwalde geboren. Sie besuchte die Mädchenschule und das Lehrerinnenseminar in Frankfurt (Oder) und war dann als Privatlehrerin tätig. Doch Elise wollte Medizin studieren. In einer Zeit, als Frauen noch nicht einmal ein Gymnasium besuchen durften. Sie ließ sich jedoch nicht abhalten. Mit 35 Jahren begann sie, sich selbstständig auf das Abitur vorzubereiten, mit 38 bestand sie die Prüfungen als Externe am Luisengymnasium in Berlin.
Studium ohne Immatrikulation
Die Immatrikulation wurde Frauen in Preußen erst 1908 gestattet. Elise Taube begann ihr Medizinstudium in Berlin im Jahr 1899 als Gasthörerin. Sie musste sich die Erlaubnis jedes einzelnen Professors holen, um an dieser oder jener Vorlesung teilzunehmen. Nach zwei Jahren legte sie erfolgreich ihre Zwischenprüfung ab und stellte erneut einen Antrag auf Immatrikulation, auch dieser wurde abgelehnt.
Elise Taube blieb Gasthörerin an den Universitäten in Berlin und Halle. 1904 bestand sie das Staatsexamen in Halle und erhielt ihre Zulassung als Ärztin. Sie setzte noch eins drauf und promovierte, innerhalb eines einzigen Jahres und als erste Frau an der medizinischen Fakultät in Berlin. Das Thema ihrer Dissertation waren Rückenmarksprobleme in Schwangerschaft und Wochenbett und damit verbundene Nervenentzündungen.
Praktizierende Psychiaterin
Ein einfaches Arbeitsfeld hatte sie sich nicht gesucht. Elise Taube arbeitete in den folgenden Jahren an verschiedenen psychiatrischen Kliniken. Diese damaligen „Irrenanstalten“ waren oft riesige Einrichtungen mit Hunderten Betten und wenig medizinischem Personal. Zwar gab es bereits psychiatrische Forschungen und Krankheitsdefinitionen, jedoch kaum Behandlungsmöglichkeiten.
Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen wurden mit Bettruhe, warmen Dauerbädern oder Beruhigungsmitteln behandelt, teilweise auch mit Sport, Massagen, künstlichen Schocks oder Stromstößen.
Elise Taube arbeitete an der psychiatrischen Universitätsklinik in Rostock, an der Landesirrenanstalt Goddelau (Hessen) und an der Irrenanstalt in Buch bei Berlin. Später war sie an einer privaten Nervenklinik im Kreis Königsberg und in Berlin-Nikolassee tätig.
FrauenOrt Elise Taube in Finsterwalde
Ärztehaus Süd, Westfalenstraße 2, 03238 Finsterwalde, Geburtsort von Elise Taube
51.62448°N, 13.71141°E / Google Maps / OpenStreetMap
Weiterführende Links & Literatur
Psychiatrienetz: Versorgungslandschaft in der Weimarer Republik
Geschichte der Charité: Ärztinnen im Kaiserreich
Elise-Taube-Ehrenmedaille der Medizinischen Hochschule Brandenburg