Christiane
von Rochow, Illustration: EL BOUM
Illustration: EL BOUM

Christiane
von Rochow

Gutsherrin und Bildungsreformerin, 1734 – 1808

FrauenOrt in Reckahn

Vom Waisenkind zur Bildungsreformerin. Christiane Louise von Rochow hatte in ihrer Kindheit einige Schicksalsschläge zu verkraften. Später nutzte sie ihre Privilegien als aufgeklärte Gutsherrin dazu, Kinder aller Schichten durch Bildung zu unterstützen.

Christiane Louise von Rochow

Vor etwa 300 Jahren wurde Christiane Louise von Bose in Weißenfels geboren, acht jüngere Geschwister folgten. Kurz nach ihrem 11. Geburtstag starb der Vater und sein Tod läutete eine ganze Reihe von Unglücksfällen ein. Im selben Jahr wurde Sachsen-Weißenfels von preußischen Truppen besetzt. Die Mutter floh mit den Kindern für einige Wochen aus der Stadt. Nach der Rückkehr erkrankte sie schwer und starb. Mehrere der Geschwister starben im selben Jahr.

Die verbleibenden Kinder wurden zunächst von einer Tante versorgt, dann kam die 12-jährige Louise als Pflegekind zur Familie von Rochow nach Reckahn. Hier lernte sie den gleichaltrigen Friedrich Eberhardt von Rochow kennen, den sie später heiratete.

Gutsherrin

Mit 26 Jahren übernahmen Christiane Louise von Rochow und ihr Mann die Güter Reckahn, Krahne, Göttin, Meßdunk und Rotscherlinde. Die Landsitze waren hoch verschuldet. Sie hatten etwa 1000 Einwohner*innen, denen Viehseuchen und durchziehende Soldaten das Leben schwer machten. Den beiden jungen Leuten gelang es dennoch, das Ruder herumzureißen. Mit landwirtschaftlichen Reformen, Bildung und dem Aufbau einer Armenkasse verbesserten sie das Leben der Bevölkerung, aber auch den wirtschaftlichen Ertrag der Güter.

Bildungsreformerin

1773 eröffnete das Gutherrenpaar von Rochow in Reckahn eine Schule. Hier stand das gemeinsame und freie Lernen aller Kinder im Zentrum – unabhängig von ihrer sozialen Schicht. Der Lernstoff ging über das bloße Schreiben und Addieren hinaus, die ganze Schule galt als musterhaft. Lehrer*innen, Geistliche, Beamte und Wissenschaftler kamen zur Besichtigung. Etwa 1200 Besucher*innen waren es in den nächsten 20 Jahren. Später gründeten die Rochows zwei weitere Schulen in Göttin und in Krahne.

Christiane Louise von Rochow sorgte durch die Einrichtung einer Handarbeitsschule auch dafür, dass Mädchen und Jungen im Spinnen, Stricken und Nähen unterrichtet wurden. Sie stellte dafür eine eigene Lehrkraft an. Die Absolvent*innen waren fähige und begehrte Arbeitskräfte.

Gastgeberin und Freundin

Christiane Louise von Rochow und ihr Mann entwickelten Schloss Reckahn zu einem beliebten Sommertreffpunkt der Aufklärung. Besucher*innen aus dem In- und Ausland tauschten sich hier aus und ließen sich die Schule zeigen. Zusätzlich pflegte Frau von Rochow langjährige und enge Beziehungen zu ihren Freundinnen, mit denen sie rege Briefwechsel führte.


FrauenOrt Christiane von Rochow in Reckahn

Schulmuseum Reckahn, Reckahner Dorfstraße 23, 14797 Kloster Lehnin OT Reckahn

52.33641°N, 12.54420°E / Google Maps / OpenStreetMap

Downloads

Vortrag von Anke Lindemann-Stark bei der Tafelenthüllung am 1. Mai 2012

Vortrag von Prof. Dr. Annedore Prengel bei der Tafelenthüllung am 1. Mai 2012

FrauenOrte Tafel von Christiane von Rochow (PDF)

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