Gisela Opitz
Theologin und Politikerin, 1931 – 2005
Evangelisch, feministisch, unermüdlich. Gisela Opitz arbeitete in der DDR als Theologin, nach der Wende wurde sie Politikerin. Sie engagierte sich ehrenamtlich in vielen Bereichen und wurde Mitgründerin des Autonomen Frauenzentrums Potsdam.
Gisela Opitz
Gisela Meuß wurde 1931 in der Nähe von Landsberg an der Warthe (heute Gorzów Wielkopolski) in eine Pfarrersfamilie mit vielen gebildeten Frauen geboren. Mutter und Tante hatten studiert, schon die Großmutter war Lehrerin gewesen. Ab 1945 lebte die Familie in Rathenow, hier legte Gisela ihr Abitur ab und studierte anschließend Theologie in Berlin, Rostock und Halle.
In der evangelischen Kirche
Als Theologin engagierte sich Gisela Opitz innerhalb der evangelischen Kirche. Diese konnte in der DDR weitgehend eigenständig agieren, war jedoch staatlichen Repressionen und Einschränkungen ausgesetzt. Kirchliche Jugendarbeit wurde erschwert, christliche Jugendliche teilweise nicht zum Abitur oder zum Studium zugelassen. Die Stasi überwachste unbequeme Geistliche, inhaftierte einige und attackierte andere mit Zersetzungsmaßnahmen .
Gisela Opitz arbeitete in der Ausbildung von Pfarrerinnen und in der Schüler- und Mädchenarbeit. Mit dem Theologen Helmut Opitz gründete sie eine Familie, in der sie für vier Kinder sorgten. Zusätzlich arbeitete sie als Dozentin in kirchlichen und diakonischen Einrichtungen, gestaltete Ausbildungsmaterialien und brachte das Gebetbuch „Guten Morgen schöne Welt“ für Eltern und Kinder heraus.
1982 wurde Gisela Opitz theologische Mitarbeiterin in der Evangelischen Frauenhilfe, übernahm dort 1990 die Leitung und wirkte außerdem im Evangelisch-Kirchlichen Hilfsverein mit.
Aktivistin und Politikerin
Als die Mauer fiel, war Gisela Opitz 58 Jahre alt und legte noch einmal richtig los. Sie engagierte sich in der Unabhängigen Initiative Potsdamer Frauen und wurde Stadtverordnete in Potsdam. Sie setzte sich für die Belange von Senior*innen ein, koordinierte die Zusammenlegung der Evangelischen Frauenhilfe Ost und West und baute das Autonome Frauenzentrum Potsdam mit auf.
„Mir war ein wenig flau zu Mute. Hatten wir uns genau überlegt, welche Folgen auf uns zukämen, sollten wir ein Haus [für das Frauenzentrum] erhalten? Aber da ich die älteste unter den Frauen war, redete ich mir meine Bedenklichkeiten aus und vertraute dem Mut der um viele Jahre Jüngeren.“
Gisela Opitz (1)
Auch in den Jahren des Ruhestandes engagierte sich Gisela Opitz weiter: in der Stadtverordnetenversammlung, im Kuratorium des Hans-Otto-Theaters, im Vorstand der Potsdamer Philharmonie und des Frauenzentrums. Zusätzlich war sie Gemeindekirchenratsvorsitzende in Babelsberg, baute die Diakoniestation mit auf und organisierte den jährlichen Weltgebetstag der Frauen.
Sie sorgte mit für die Sanierung der Kirche auf dem Neuendorfer Anger und setzte sich erfolgreich dafür ein, dass mehrere Straßen im Potsdamer Stadtteil Kirchsteigfeld heute die Namen von Frauen tragen. 1994 wurde sie von Regine Hildebrandt mit dem Titel „Brandenburgerin des Jahres“ geehrt.
FrauenOrt Gisela Opitz in Potsdam
Alte Neuendorfer Kirche, Neuendorfer Anger, 14482 Potsdam-Babelsberg, einer der Wirkungsorte von Gisela Opitz
52.38853°N, 13.08792°E / Google Maps / OpenStreetMap
Weiterführende Links & Literatur
Frauenzentrum Potsdam: Theologin, Studieninspektorin, Dozentin, Jahrgang 1931, 2005 verstorben
Downloads
FrauenOrte Tafel von Gisela Opitz (PDF)
Fußnoten & Quellenangaben
- Autonomes Frauenzentrum e.V. Potsdam (Hg.): 5 Jahre Autonomes Frauenzentrum e.V. Potsdam 1995, S. 9.