Dia­konissen

Evangelische Schwesterngemeinschaft, seit 1911

FrauenOrt in Kloster Lehnin 

Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam. Die Selbstverpflichtung der Diakonissen klingt wenig attraktiv. Im 19. und 20. Jahrhundert boten diese Gemeinschaften jedoch Sicherheit, Beruf und Karriere für Frauen, kurz, ein gutes Leben jenseits der Ehe. 

Diakonissen im 19. und 20. Jahrhundert 

1836 gründeten Theodor und Friederike Fliedner die Diakonissenanstalt Kaiserswerth und legten damit den Grundstein für eine Bewegung, die bald in ganz Deutschland populär wurde. Diakonissen waren unverheiratete Frauen, die in einer evangelischen Glaubensgemeinschaft zusammenlebten und in sozialen Berufen tätig waren. Sie erhielten eine berufliche Ausbildung mit Aufstiegsmöglichkeiten und eine soziale Absicherung auch im Alter.

Damit waren Diakonissen ein Meilenstein weiblicher Berufsausbildung und eine angesehene und sichere Alternative zur Heirat. Diesen Status zeigte auch die Tracht der Diakonissen und die dazugehörige Haube an. Ein weiteres Beispiel der Diakoniearbeit Anfang des 20. Jahrhunderts war die von Clara Hoffbauer gegründete Hoffbauer-Stiftung in Potsdam.

In unserer Zeit ist die Diakonie ein großer Träger für Krankenhäuser, Kindergärten, Pflegedienste, Wohneinrichtungen etc. Einige Mitarbeiter*innen sind auch heute noch diakonische Schwestern oder Brüder, jedoch ohne Enthaltsamkeit zu geloben oder zwingend in Gemeinschaften zu leben. An die Stelle der Tracht treten oft Broschen oder Anhänger.

Diakonissen im Kloster Lehnin 

Im ehemaligen Zisterzienserkloster Lehnin gründeten engagierte Frauen 1911 die Lehniner Schwesternschaft. In den 1920er-Jahren lebten hier rund 120 Frauen. Im Zentrum ihrer Arbeit stand zunächst die Linderung der Not in den umliegenden Dörfern, in denen Diakonissen zum Beispiel als Gemeindeschwestern tätig waren. Sie leisteten medizinische Hilfe, unterstützen Familien nach der Geburt eines Kindes und halfen alten und kranken Menschen. Später arbeiteten sie in Lehnin in einem eigenen Krankenhaus, zu dem auch eine Altenpflegestation und ein Hospiz gehörten.

„Dienet einander! Nehmt Euch an der armen, kranken und alten Menschen!“

Motto der Lehniner Schwesternschaft bei der Gründung im Jahr 1911(1)

Während des Nationalsozialismus und auch in der DDR-Zeit blieb die Schwesternschaft der Lehniner Diakonissen bestehen. In der NS-Zeit verhielten sich diakonische Gemeinschaften unterschiedlich, das Spektrum reichte von der Hilfe für politisch Verfolgte bis zur Mitwirkung an Zwangssterilisationen und Euthanasie. Von den Lehniner Schwestern sind solche Aktivitäten nicht bekannt.

Heute gibt es im ehemaligen Kloster Lehnin ein Krankenhaus, eine Altenpflege-Station, ein Hospiz, eine Behinderten-WG, eine Kita und ein Schwesternhaus, in dem die letzten Diakonissen ihren Ruhestand verbringen.


FrauenOrt der Diakonissen in Kloster Lehnin

Evangelisches Diakonissenhaus Berlin Teltow Lehnin, Klosterkirchplatz 1-19, 14797 Kloster Lehnin, Gründungs- und Wirkungsort der Lehniner Diakonissen 

52.32127°N, 12.74459°E / Google Maps / OpenStreetMap

Weiterführende Links, Literatur & Podcast

Podcast des Deutschlandfunk: Die Feierabend-Schwestern

Diakonie Deutschland: Diakonisse neuer Form

Downloads

FrauenOrte Tafel zu den Diakonissen (PDF)


Fußnoten & Quellenangaben

  1. Cornelia Saxe: Diakonissen – Die Feierabend-Schwestern, Deutschland Funk, 08.03.2020