Illustration: EL BOUM
Illustration: EL BOUM

Benedicta
von Löwendal

Gründerin mehrerer Eisenwerke, 1683 – 1776

Schwerindustrie als Frauensache. Im sumpfigen Niemands­land gründete Freifrau von Löwendal mehrere Eisenwerke. Ein halbes Jahrhundert lang führte sie die Unternehmens­gruppe und legte damit einen Grundstein für die Industrialisierung in der Lausitz.

Benedicta Margaretha Freifrau von Löwendal

Benedicta Margaretha von Rantzau stammte aus einer hohen Adelsfamilie in der Nähe von Kiel. Mit 25 Jahren heiratete sie den Freiherrn von Löwendal, Oberbergratsdirektor beim sächsischen Kurfürsten August dem Starken. Sie zog zu ihm nach Sachsen, doch hier erwarteten sie einige Schicksalsschläge. Ihr erstgeborener Sohn Augustus starb im Alter von drei Monaten. In der nächsten Zeit musste sie noch drei weitere Kinder zu Grabe tragen, keines wurde älter als zwei Jahre.

Gründerin mehrerer Eisenwerke

Mit 35 Jahren lieh die Freifrau ihrem verschuldeten Ehemann Geld – und erhielt das Rittergut Mückenberg als Pfand, das sie ihm später endgültig abkaufte. „Mückenberg“ – das war genauso, wie es heute noch klingt. Ganz weit draußen. Eine arme Gegend, sumpfig, viel Wald, die häufig überfluteten Wiesen für die Landwirtschaft kaum zu gebrauchen. Was sollte sie damit anfangen?

Frau von Löwendal ließ sich nicht beirren. Sie zog um nach Mückenberg und plante den Bau eines Sägewerks. Bei den Vorbereitungen dafür wurde Raseneisenstein entdeckt. Das ist ein Sediment mit hohem Eisengehalt, es liegt oft lose „unter dem Rasen“ und kann relativ einfach abgebaut werden. Benedicta von Löwendal erkannte die Gunst der Stunde und plante um.

Sie gründete das Eisenwerk Lauchhammer, das 1725 eröffnet wurde. Ihr Ehemann als Oberberg­werks­direktor hatte das Wissen und die nötigen Kontakte, der Kurfürst gab einige Jahre Steuerfreiheit, Frau von Löwendal hatte das Kapital und die Ausdauer zur Gründung.

Innerhalb kurzer Zeit baute sie ein Unternehmen mit mehreren Zweigstellen auf. Dort wurden Öfen und Ofenplatten produziert, Töpfe und Kessel, Achsen, Räder und Pflugscharen, geschmiedete und gegossene Eisenwaren. In den 51 Jahren ihrer Unternehmensleitung sollen es um die 14 000 Tonnen gewesen sein.

Unternehmerin mit Ausdauer

Frau von Löwendal führte die Werke bis ins hohe Alter von 93 Jahren. Sie schuf Transportwege und Arbeitsplätze, stellte Betriebswohnungen bereit, förderte die Schulbildung und ließ mehrere Armenhäuser bauen.

Als Erben setzte sie ihren Patensohn ein, der sich mit Eisenhütten auskannte und die Werke erfolgreich weiterentwickelte. Aber auch ihr Personal, leitende Mitarbeiter und die Kirche wurden im Testament bedacht. Sie war eine erfolgreiche Unternehmerin in der heutigen Lausitz, Vorreiterin der Industrialisierung und der Schwerindustrie.


FrauenOrt Benedicta von Löwendal in Lauchhammer

01979 Lauchhammer, Gründungsort des ersten Eisenwerkes von Benedicta Margaretha Freifrau von Löwendal

51.46756°N, 13.74314°E / Google Maps / OpenStreetMap

Kontakte vor Ort

Freifrau von Löwendal-Tour in Lauchhammer

Weiterführende Links, Literatur & Podcast

Podcast der Uni Potsdam „Wege unsichtbarer Heldinnen“

Netzwerk FER: Benedicta Freifrau von Löwendal und die Entwicklung der Eisenindustrie

Downloads

FrauenOrte Tafel von Benedicta von Löwendal (PDF)

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